St. Eloi
Bei St. Eloi, südlich von Ypern, liegt The Mound, eine Halde einer Ziegelei. Der Hügel befindet sich in deutscher Hand und ist der britischen Armeeführung ein Dorn im Auge. Am 27. März 1916 zerstören sechs tiefe Minen The Mound bis auf wenige Krater.
Nach einer Woche blutiger Kämpfe sind die Krater in britischer Hand. Anfang April löst die brandneue 2. kanadische Division die Briten ab. Es ist das erste Mal, dass sie eingesetzt wird.
Ihre Stellungen sind kaum ausgebaut. Die Gräben sind untief und stehen voller Wasser. Überall liegen Leichen und Verwundete. Es ist zu gefährlich, sie zu evakuieren. Der tiefe Schlamm verhindert jeden Transport. Jeder, der in einen Krater fällt, verschwindet im stinkenden Schleim. Scharfschützen und Artilleriebeobachter bestrafen jede Bewegung.
Am 6. April starten die Deutschen einen Gegenangriff. Ein einstündiges Bombardement fegt die Kanadier aus den Kratern. Das gewonnene Terrain geht wieder verloren. All die Toten, Verstümmelten und Verwundeten waren umsonst.
Robert
Robert
Nach der Schlacht bei The Mound bleiben die Kanadier in dem Gebiet. Am 23. Mai 1916 rückt das 28th Battalion (Northwest) an die Frontlinie. Einer der Jungen, der angespannt Stellung bezieht, ist Robert Myles Elliott. Plötzlich ist ein Schuss zu hören. Robert bricht zusammen. Eine deutsche Kugel hat ihn ins Knie getroffen. Der Junge erleidet einen Schock und erliegt innerhalb von 10 Minuten dem Blutverlust. Der 26-Jährige war in seinen frühen Zwanzigern von Schottland nach Kanada ausgewandert. Fünf Jahre später stirbt er im Schlamm in der Nähe von St. Eloi. Robert wird an der Frontlinie begraben.
Mount Sorrel
Ende Mai 1916 verteidigt die unerfahrene 3. kanadische Division das Gebiet um den Mount Sorrel, eine der wenigen Höhen in der Nähe von Ypern in alliierter Hand. Am Morgen des 2. Juni 1916 werden die kanadischen Stellungen von Artillerie zerschmettert. Am Mittag sprengen die Deutschen vier Minen.
Den Kanadiern gegenüber stehen Truppen des Königreichs Württemberg. Die Württemberger überrennen die Anhöhen und zünden am 6. Juni vier weitere Minen. Hooge, weniger als eine Stunde Fußweg vom Menin Gate entfernt, wird ohne nennenswerten Widerstand eingenommen.
Im britischen Hauptquartier schrillen die Alarmglocken. Der Fall von Ypern steht bevor. Zusätzliche Artillerie wird eilig nach Flandern geschickt. Plötzlich wird der Spieß umgedreht. Nach schwerem Artilleriebeschuss erobern die Kanadier die strategischen Höhen zurück.
Norman Southorn
Norman Southorn
Unmittelbar nach dem deutschen Angriff wird ein Gegenangriff angeordnet. In aller Eile wird Verstärkung an die Front geschickt. Sie marschieren die ganze Nacht. Die Operation ist hastig zusammengeschustert. Es herrscht Verwirrung an den Startpositionen. Zögernd beginnen die Bataillone den Angriff.
Inzwischen ist es Tag geworden. Nur kleinen Gruppen gelingt es, unter dem mörderischen Beschuss die deutschen Linien zu erreichen. Besonders das 14th Battalion (Royal Montreal Regiment) hat es sehr schwer. Nach kaum dreihundert Metern sind zwei Drittel des Bataillons außer Gefecht gesetzt.
Norman Southorn ist erst 19 Jahre alt, als er sich zur Armee melden will. Norman ist entschlossen. Seine Eltern können ihn nicht umstimmen. In der Hoffnung, seinen Sohn zu schützen, meldet sich auch Normans Vater Edward. Aber Vater und Sohn werden getrennt. Norman geht an die Front. Sein zwanzig Jahre älterer Vater wird im Hinterland eingesetzt. Ende 1915 tritt Norman in das 14th Battalion ein. Sechs Monate später wird er bei dem Gegenangriff auf den Mount Sorrel tödlich verwundet. Norman wird auf dem Railway Dugouts Burial Grounds begraben, aber sein Grab ist verschollen. Im Jahr 1919 kehrt Edward allein nach Hause zurück.
Den Kanadiern gegenüber steht das deutsche XIII. (Königlich Württembergisches) Armee-Korps. Das Königreich Württemberg ist seit 1871 Mitglied des Deutschen Kaiserreichs. Ihre Streitkräfte sind in die preußische Heeresstruktur integriert. Wie die Kanadier sind auch die Württemberger stolz auf ihren unabhängigen Status innerhalb des Reiches.
Entscheidung
Danach ist die Situation mehr oder weniger dieselbe wie vor dem 2. Juni 1916, obwohl mehr als 1.100 Kanadier getötet wurden, 2.000 Männer vermisst werden und Tausende weitere verwundet oder traumatisiert sind. Auf württembergischer Seite gibt es 1.300 Gefallene, 3.982 Verwundete und 560 Vermisste.